Montag, 20. Mai 2024

Rentner abgezockt – so schröpft der Staat unsere Altersvorsorge

Rentner abgezockt – so schröpft der Staat unsere Altersvorsorge
Rentner zahlen prozentual immer höhere Steuern, denn jede Rentenerhöhung ist zu 100 Prozent steuerpflichtig. Somit steigt auch der gesamte versteuerte Anteil von Renten. Ein perfider Trick, von dem die meisten immer noch nichts wissen.

Das Finanzamt gewährt Rentner zwar einen Rentenfreibetrag, offiziell „Anpassungsbetrag als steuerfreier Teil der Rente“, doch der wird in Euro ausgewiesen und bleibt für das ganze Leben fix. Jede Rentenerhöhung wird zu hundert Prozent versteuert. Das ist den meisten Rentnerinnen und Rentnern nicht klar. Wenn jede Rentenerhöhung komplett versteuert werde, führe das dazu, dass nach jeder Rentenerhöhung mehr Rentnerinnen und Rentner steuerpflichtig werden, so „Steuertipps.de“.


Rentner höher besteuert




Da hilft es auch wenig, wenn der Staat den Grundfreibetrag erhöht, durch den Mechanismus, den Rentenfreibetrag in Euro auszuweisen und nicht in Prozent, steigt automatisch der gesamte prozentuale Besteuerungsanteil der Rente.

Mit dem Alterseinkünftegesetz, das zum 1. Januar 2005 in Kraft trat, müssen auch Rentner Steuern zahlen. Seitdem zahlen Neurentner jedes Jahr prozentual mehr Steuern, das heißt, der steuerpflichtige Anteil der Rente steigt von Jahr zu Jahr. Die Diskussion um die Doppelbesteuerung veranlasste das Finanzministerium, den steuerpflichtigen Anteil weniger schnell steigen zu lassen. Das heißt, die Rente soll 2040 nicht schon voll versteuert werden. Laut "Focus Online" wird der jährlich steuerpflichtige Teil der Rente weniger stark steigen. "Mitte Juli 2023 legte das Bundesfinanzministerium eine Anpassung vor, die die Steuerpflicht langsamer greifen lässt – und zwar rückwirkend ab Januar 2023", so steht es im Entwurf für das Wachstumschancengesetz. Für jetzige Rentnerinnen und Rentner ist das allerdings nur ein schwacher Trost.

Wie viel Steuern ein Rentner für die Dauer seines Rentenbezugs spart, hängt natürlich von der Höhe seiner Altersbezüge ab. Und von seiner Lebenserwartung. Aber im Laufe der Jahre und Jahrzehnte kommen hohe Beträge zusammen.


Rentenfreibetrag 2005 bis 2040

War der steuerpflichtige Anteil 2005 noch bei 50 Prozent und der Rentenfreibetrag ebenfalls bei 50 Prozent, verschiebt sich seitdem das Verhältnis mehr und mehr zuungunsten der Rentner. 2015 beispielsweise mussten sie schon 70 Prozent ihrer Rente versteuern. Bis 2020 stieg der steuerpflichtige Anteil pro Jahr um zwei Prozent, ab 2021 steigt er nur noch um ein Prozent. 2023 liegt der steuerpflichtige Anteil bei 83, der steuerfreie nur noch bei 17 Prozent. 2040 muss schließlich die gesamte Rente versteuert werden. 2040 gibt es dann keinen Rentenfreibetrag mehr.


Renteneintrittsjahr entscheidend




Deswegen ist das Datum des Renteneintritts für den Einzelnen so entscheidend. Das Finanzamt legt entsprechend seines Renteneintritts seinen individuellen Rentenfreibetrag fest. Diesen Rentenfreibetrag behält jeder ein Leben lang, entsprechend geringer ist die Steuerlast. Der Rentenfreibetrag ist zwar als Prozentsatz ausgewiesen, dieser Prozentsatz bezieht sich aber auf einen Rentnerjahrgang, sprich das Jahr des Renteneintritts (nach dem Kohortenprinzip, wie die Finanzexperten sagen).  Der individuelle Freibetrag eines jeden Einzelnen wird als fester Betrag ermittelt – und der bleibt immer gleich.

⚠️ Weil die meisten Rentner unterjährig in Rente gehen, sprich eben nicht am 1. Januar eines Jahres, berechnet das Finanzamt den Rentenfreibetrag aus der vollen Jahresbruttorente des zweiten Rentenjahres.


Rentenerhöhung zu 100 % besteuert




Der Rentenfreibetrag gilt nicht für  Rentenerhöhungen – die sind zu hundert Prozent steuerpflichtig. Damit sinkt prozentual gesehen im Lauf der Jahre – sollte es Rentenerhöhungen geben – der Rentenfreibetrag, weil der nominal gleicht bleibt, sich aber auf eine höhere Rente bezieht. Somit profitiert das Finanzamt bei jeder Rentenerhöhung. Im Steuerbescheid liest sich das dann so: „Dem steuerpflichtigen Teil der Rente wurde die Rentenerhöhung hinzugerechnet. Regelmäßige Anpassungen des Jahresbetrags der Rente führen nicht zu einer Neuberechnung des steuerfreien Teils der Rente“.


Selbst nachrechnen


Wer es nicht glaubt, kann es auch selbst nachrechnen, so er denn schon einige Jahre in Rente ist. Das lässt sich anhand des letzten Steuerbescheids berechnen:

➖➕✖️➗ Einfach den „Jahresbetrag der Rente“ ins Verhältnis zum „Anpassungsbetrag ab steuerfreier Teil der Rente“ setzen. Das ergibt eine Prozentzahl. Wer schon länger in Rente ist, dürfte staunen, um wie viel niedriger sein prozentualer Rentenfreibetrag heute ist.

► Mein Beispiel: Ich bin 2017 in Rente gegangen mit einem prozentualen Rentenfreibetrag von 26 Prozent, 2023 – nach vier Rentenerhöhungen – liegt der prozentuale Rentenfreibetrag nur noch bei 24 Prozent. Der nominale Rentenfreibetrag ist seit 2017 gleichgeblieben, aber eben nicht der prozentuale.


Bitte beachten Sie:


Auch wenn Sie zu Rentenbeginn noch keine Steuern zahlen, kann sich dies im Laufe des weiteren Rentenbezugs ändern. (Deutsche Rentenversicherung)


Grundfreibetrag

Ab wann Rentner Steuern zahlen




Der Grundfreibetrag für 2023 lag ursprünglich bei 10.908 Euro und 21.916 Euro für Verheiratete. Wenn alle Freibeträge, sprich Grundfreibetrag und Rentenfreibetrag berücksichtigt werden sowie die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung und pauschale Werbungskosten von 102 Euro (Stand 2023) und 36 Euro für Sonderausgaben (für Ehepaare doppelt so hoch), dann muss ein Alleinstehender bei einer Bruttorente von mehr 14.636 Euro und einem Rentenbeginn im Jahr 2022 keine Steuern zahlen. Die Werbungskosten-Pauschale für Rentner ist in den vergangenen Jahren gleich geblieben, obwohl die Lebenshaltungskosten gestiegen sind. Rentner oder die Pensionäre erhalten einen Werbungskostenpauschbetrag von jährlich 102 Euro.

Bis wann Steuererklärung abgeben?




Die Frist für die Steuererklärung 2023 ist der 31. 2024. Wer sich von einem Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein helfen lässt, hat für seine Steuererklärung 2023 sogar bis 2. Juni 2025 Zeit.


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So lassen sich Steuern drücken




Belege sammeln muss zur Pflicht für jede Rentnerin und jeden Rentner werden. Sie können mehr absetzen als sie vielleicht denken. Das reicht von

- Sonderausgaben über


- haushaltsnahe Dienstleistungen,


- Handwerkerrechnungen,


- außergewöhnliche Belastungen,


- Behindertenpauschbetrag,


- Werbungskosten.

 


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https://vorunruhestand.de/2024/05/rentner-abgezockt-so-schroepft-der-staat-unsere-altersvorsorge/

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