Mittwoch, 24. Juli 2024

Finger weg von deutschen Aktien?

Finger weg von deutschen Aktien?
Wirecard, Varta, Baywa – es ist erschreckend, wie viele deutsche Aktien den Bach hinunterschwimmen. Deutschland ist zum Hochrisikoland für Aktionäre geworden – schlecht für die Altersvorsorge
Wie riskant Einzelaktien sein können, erleben zurzeit die Aktionäre von Varta. Die Aktie verlor binnen eines Jahre 90 Prozent an Wert. Mittlerweile ist sie sogar unter die Zwei-Euro-Marke gefallen und hat gerade noch einen Börsenwert von gut 80 Millionen Euro. Wie konnte das passieren? Schuld ist auch eine mangelnde Börsenaufsicht hierzulande, wie sonst ließen sich solche Fälle erklären.

Kapitalvernichter Wirecard, Varta und Baywa


Varta ist indes nicht die einzige deutsche Aktie, die einen derartigen Absturz erlebte. Erinnert sei nur an die Beispiele Wirecard und Baywa. Das sind indes nur die schlimmsten Kapitalvernichter, die Liste ließe sich allerdings problemlos erweitern, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erschreckend belegt.
Aktionäre, die die Binsenweisheit „Nicht alle Eier in einen Korb“ missachteten, erlebten ihr blaues Wunder, gerade mit deutschen Aktien. Die hochgejubelte Wirecard-Aktie ist nichts mehr wert; Varta und Baywa sind regelrecht abgestürzt. Bei Varta sollen die Alt-Aktionäre aus dem Konzern gedrängt werden und Gläubiger auf den Großteil ihres Geldes verzichten.
MSCI World vs Varta
Anleger fahren deutlich besser mit einem ETF als mit der Varta-Aktie  Quelle: comdirect
 
Die Lage beim strauchelnden Batteriekonzern Varta spitzt sich zu. Im Kampf ums Überleben greift das Unternehmen nun zu drastischeren Maßnahmen: Vor allem die Kleinaktionäre sollen aus dem Konzern gedrängt werden, Gläubiger auf einen Großteil ihres Gelds und ihrer Ansprüche verzichten. Die Anteile der Kleinaktionäre soll auf null gestellt werden, danach gibt es eine Kapitalerhöhung, an der nur Porsche und Großaktionär Michael Trojner beteiligt wäre. Es ist schon erstaunlich, wie es deutsche Politiker schaffen, die Aktienkultur hierzulande mit Füßen zu treten.
Ein ähnlicher Fall ist Baywa: Die Konzernspitze hat sich einfach verzockt, Schulden ohne Ende aufgenommen und wurde vom Zinsanstieg auf dem linken Fuß erwischt. Statt bei seinen Leisten zu bleiben, sprich, dem Agrarhandel, hat Baywa weltweit expandiert und sich dabei übernommen. Baywa sitzt in der Patsche – und damit auch die vielen Kleinaktionäre, deren Geld futsch ist. Die Aktie hat binnen eines Jahres drei Viertel an Wert verloren.
Über die schmutzigen Einzelheiten müssen sich Anleger den Kopf nicht zerbrechen. Sie sollten jedoch aus den Beispielen Wirecard, Varta und Baywa eine Lehre ziehen: Besser Finger von Einzelaktien, vor allem von deutschen, und stattdessen in börsennotierte Indexfonds, besser bekannt als ETFs (Exchange Traded Funds) investieren. Ein ETF auf den weltweiten, marktbreiten Index MSCI World hat binnen eines Jahres um rund 20 Prozent zugelegt, Varta dagegen hat 90 Prozent an Wert verloren.

ETF die bessere Wahl


Ein ETF ist für Kleinanleger die bessere Wahl – und die können sogar klein ansteigen, was gerade für junge Leute ideal ist. Denn, wer nicht Tausende auf einen Schlag investieren will oder kann, für den ist ein ETF-Sparplan eine Alternative. Die Rendite kann sich sehen lassen. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) hat einmal ausgerechnet, dass sich mit einem ETF-Sparplan in den vergangenen 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 8,6 Prozent auf das angelegte Geld hätte erzielen lassen. Im schlechtesten Fall habe die jährliche Rendite bei 2,2 Prozent, im besten bei 15,4 Prozent gelegen. Das DAI hat ein MSCI-World-Rendite-Dreieck für die monatliche Geldanlage angelegt, so dass jede und jeder ablesen kann, wie hoch die Rendite gewesen wäre zu einem ganz bestimmten Einstiegs- und Ausstiegsjahr. Mit einem ETF-Sparplan auf den internationalen Aktienindex MSCI World partizipieren Anleger an der Kursentwicklung und den Dividenden von Unternehmen aus über 20 Industrieländern.
Jeder kann mit wenigen Euros pro Monat anfangen, in einen ETF zu investieren in Form eines Sparplans. Viele Banken und Onlinebroker bieten sogenannte ETF-Sparpläne an, sodass Altersvorsorger problemlos in Indizes wie den deutschen Aktienindex Dax oder den globalen Aktienindex MSCI World mit Kleinbeträgen fürs Alter anlegen können.
https://vorunruhestand.de/2024/07/finger-weg-von-deutschen-aktien/

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