Montag, 29. April 2024

Wie sich die Steuern für Rentner stetig erhöhen

Wie sich die Steuern für Rentner stetig erhöhen
Wenn 80-Jährige plötzlich eine Steuererklärung machen müssen, kann etwas nicht stimmen – oder? Durch die Rentenerhöhungen müssen Rentner Steuern zahlen, obwohl sie vorher nicht zahlen mussten. Wie kann das sein?

2018 gab’s im Westen 3,22 Prozent mehr Rente, im Osten sogar 3,37, 2019 waren es 3,18 (West) und 3,91 (Ost) Prozent mehr, dann 2021 eine Nullrunde, 2022 gab's sogar ein Plus von 5,35 Prozent (West) und 6,12 Prozent (Ost), 2023 dann 4,39 Prozent (West) und 5,86 Prozent (Ost), 2024 ist die Renteneinheit geschafft, das heißt, Ost- sowie West-Rentner bekommen einheitlich 4,57 Prozent mehr.


Rentenerhöhungen der vergangenen Jahre

Durch das Alterseinkünftegesetz von 2005 steigt der Steueranteil für Neurentner von Jahr zu Jahr: 2005 war nur die Hälfte der Einkünfte im Alter zu versteuern, 2018 ist der zu versteuernde Anteil bereits bei 76 Prozent – und er steigert pro Jahr weiter, 2023 sind bereits 82,5 Prozent zu versteuern.


Wie viel versteuert werden muss

Jedes Jahr höhere Steuern




Der Staat erhöht seine Steuern schleichend von Jahr zu Jahr, weil er sich ein perfides System einfielen ließ: Der steuerfreie Anteil bleibt nämlich ein Leben lang gleich, die Preise aber steigen von Jahr zu Jahr – und so müssen prozentual immer mehr Rentner Steuern zahlen. Klingt kompliziert, ist kompliziert – also der Reihe nach. Das lässt sich am besten an einem Beispiel erklären: Wer also beispielsweise 2018 in Rente ging, musste mit einem steuerpflichtigen Anteil von 76 Prozent rechnen, umgekehrt waren 24 Prozent steuerfrei. Nehmen wir an, der Rentner hätte damals 1200 Euro Rente bekommen, dann war sein zu versteuernder Anteil bei 76 Prozent oder 912 Euro, der steuerfrei Anteil bei 288 Euro. 288 Euro bleiben also bis in alle Ewigkeit steuerfrei. Allerdings bleibt es bei diesen 288 Euro, auch wenn die Rente steigt. Angenommen, die Rente steigt in den kommenden zehn Jahren, sprich bis 2028, bis auf 2000 Euro, dann beträgt der steuerfreie Anteil trotzdem nur 288 Euro. Prozentual sind 288 Euro von 2000 Euro dann aber nicht mehr 24 Prozent, sondern nur noch 14,4 Prozent. Das heißt, durch die Rentenerhöhungen kassiert der Staat immer mehr von der Rente.


2018: 288 Euro = 24 Prozent von 1200 Euro


2028: 288 Euro = 14,4 Prozent von 2000 Euro




Je höher die Rente steigt, desto weniger bleibt prozentual steuerfrei. Selbst, wer zu Beginn seiner Rente unter dem Existenzminimum lag, wird künftig wegen dieser kalten Progression Steuern zahlen. 2018 waren das immerhin rund 180 000 Rentner mehr.


Schleichende Enteignung durch den Staat




Damit nicht genug, der Staat kassiert die Rentner auch über die Inflation ab – und das funktioniert so: Der Grundfreibetrag (Existenzminimum) stieg meist weniger stark die Inflation. So stieg der Grundfreibetrag von 2021 von 9.744 Euro auf 10.347 (2022), dann 2023 auf 10.908 Euro und 2024 beträgt er 11.604 Euro. Gerade 2022 und 2023 war die Inflation aber höher als die Erhöhung des Grundfreibetrags. Wenn aber die Inflation über der Erhöhung des Grundfreibetrags liegt, wird ein Teil, zugegeben, ein kleiner Teil des Existenzminimums besteuert. Dazu kommt, dass häufig die für Rentner relevanten Preise besonders steigen. Extrem gestiegen sind die Preise mit 6,9 Prozent im Jahr 2022 und mit 5,9 Prozent im Jahr 2023.


Wie sich der Grundfreibetrag entwickelt hat

Höhere Pauschbeträge gefordert




Dieses Beispiel verdeutlicht, dass der Staat Rentner systematisch steuerlich höher belastet. Der Bund der Steuerzahler (BdSt) fordert deswegen, dass „zum einen der steuerliche Anteil der Rente langsamer steigen sollte und Rentenerhöhungen nicht zu 100 Prozent versteuert werden. Auch die Beträge, die Senioren bei der Steuer abziehen dürfen, müssen dem BdSt zufolge überprüft werden. So liege der Werbungskosten-Pauschbetrag beispielsweise seit dem Jahr 1954 unverändert bei 102 Euro pro Jahr. Ein wichtiger Lösungsansatz liege auch bei der Einkommensteuererklärung selbst – denn anders als bei Arbeitnehmern bieten die Finanzämter für Rentner keine vereinfachte Steuererklärung an. Eine Reform ist überfällig.

Das heißt, Rentner müssen sich noch viel stärker als in der Vergangenheit mit dem Thema Steuern auseinandersetzen und jede legale Möglichkeit nutzen, Steuern zu sparen. Insofern gilt: Belege sammeln und sich schlau zu machen, was sich alles absetzen lässt. Steuern sparen ist keine Kunst, sondern eher Fleißarbeit, die sich aber lohnt.
https://vorunruhestand.de/2024/04/wie-sich-die-steuern-fuer-rentner-stetig-erhoehen/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen